ADDITIONS
### II. Schutzgegenstand und Schutzvoraussetzungen
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##### 1. Schutzgegenstand
>>* **Definition** des **Musters** ergibt sich aus Begriffsbestimmungen des **§ 1 Nr. 1 bis 3 GeschmMG**
>>* **Nr. 1: Muster = zweidimensionale oder dreidimensionale Erscheinungsform eines ganzen ''Erzeugnisses'' oder eines Teils davon**, die sich insbesondere aus den Merkmalen der _Linien, Konturen, Farben, der Gestalt, Oberflächenstruktur oder der Werkstoffe des Erzeugnisses_ selbst oder seiner Verzierung ergibt;
>>* **Nr. 2: ''Erzeugnis''** = jeder industrielle oder handwerkliche Gegenstand, einschließlich _Verpackung, Ausstattung, grafischer Symbole und typografischer Schriftzeichen_ sowie von Einzelteilen, die zu einem komplexen Erzeugnis zusammengebaut werden sollen (jedoch keine Computerprogramme)
>>* **Nr. 3: komplexes Erzeugnis** = Erzeugnis aus mehreren Bauelementen, die sich ersetzen lassen, so dass das Erzeugnis auseinander- und wieder zusammengebaut werden kann
##### 2. Schutzvoraussetzungen
**a) Neuheit**
>>* **§ 2 Abs. 2 GeschmMG** --> danach gilt ein Muster als neu, wenn vor dem Anmeldetag ([**§ 13 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__13.html)) ** _kein identisches Muster <span style="text-decoration:underline;">offenbart</span>_ ** wurde
>>* sog. **fotografischer Neuheitsbegriff**: Muster werden als identisch angesehen, wenn sich ihre Merkmale nur in unwesentlichen Einzelheiten unterscheiden
>>* Prüfung der Neuheit erfolgt wie bei technischen Schutzrechten durch **Einzelvergleich**
**b) Eigenart**
>>* **§ 2 Abs. 3 S. 1 GeschmMG** --> Muster besitzt Eigenart, wenn sich ** _dessen Gesamteindruck vom Gesamteindruck_ ** eines ** _anderen Musters unterscheidet_ **, welches vor dem Anmeldetag **<span style="text-decoration:underline;">offenbart</span>** wurde (--> Einzelvergleich)
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| +| **informierter Benutzer = Durchschnittsbetrachter**, der ein gewisses Maß an Kenntnissen und Designbewusstsein aufweist (--> nicht vorgebildeter Betrachter oder Designexperte)
***c) Ergänzend: Offenbarung und Neuheitsschonfrist**
**Offenbarung**
>>* bildet den entscheidenden **Vergleichsmaßstab für die Beurteilung**
>>>--> der Neuheit ([**§ 2 Abs. 2 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__2.html)) und
>>>--> der Eigenart ([**§ 2 Abs. 3 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__2.html))
>>* nach **§ 5 S. 1 GschmMG** gilt Muster als offenbart, wenn es bekannt gemacht, im Verkehr verwendet oder in sonstiger Weise der Öffentlichkeit **zugänglich gemacht wurde** (Relativierung über Nachtrag „es sei denn“)
>>* **keine Offenbarung** gem. [**§ 5 S. 2 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__5.html) wenn es einem Dritten (nur) vertraulich bekannt gemacht wurde
**Neuheitsschonfrist**
>>* **§ 6 S. 1 GeschmMG**: neuheits- bzw. eigenartschädliche Wirkung (vgl. § 2 Abs. 2 und 3 GeschmMG) der Offenbarung wird über eine **Schonfrist** eingeschränkt
>>>--> danach wird Offenbarung nicht berücksichtigt, wenn das Muster während der **12 Monate vor dem Anmeldetag** durch Entwerfer oder seinen Rechtsnachfolger zugänglich gemacht wurde
>>>--> gleiches gilt bei Bekanntgabe infolge einer missbräuchlichen Handlung durch einen Dritten ([**§ 6 S. 2 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__6.html))
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| +| **MERKE:** Muster + Neuheit + Eigenart + Registrierung = **Geschmacksmuster**
##### 3. Schutzausschließungsgründe
>>* Ausschlusstatbestände enthält insbesondere der § 3 GeschmG
>>* kein Geschmacksmusterschutz besteht an:
>>> **<span style="color:#E50033">--></span>** **§ 3 Abs. 1 Nr. 1 GeschmMG**
>>>>* **Erscheinungsmerkmalen** von Erzeugnissen, die ausschließlich **durch deren technische Funktion bedingt** sind, d.h. kein gestalterischer Spielraum bleibt
>>> **<span style="color:#E50033">--></span>** **§ 3 Abs. 1 Nr. 1 GeschmMG**
>>>>* **Erscheinungsmerkmale** von Erzeugnissen, die **zwangsläufig** in ihrer genauen Form und ihren genauen Abmessungen **nachgebildet werden müssen**, damit es mit einem anderen Erzeugnis _verbunden_ werden kann ( _„must-fit-Klausel“_ ) [HABM ICD 000 002 970 vom 20.11.2007 – Vorrichtung für Flüssigkeitsabgabe]
>>>> **ABER --> [**§ 3 Abs. 2 GeschmMG**](http://www.gesetze-im-internet.de/geschmmg_2004/__3.html) Gegenausnahme:** sog. „Lego-Klausel“
>>> **<span style="color:#E50033">--></span>** **§ 3 Abs. 1 Nr. 3 GeschmMG**
>>>>* Mustern, die gegen die öffentliche Ordnung oder gegen die guten Sitten verstoßen [ _BPatG_ GRUR 2000, 1026 Penistrillerpfeife]
>>> **<span style="color:#E50033">--></span>** **§ 3 Abs. 1 Nr. 4 GeschmMG**
>>>>* Mustern, die eine missbräuchliche Benutzung eines der in Artikel 6ter der PVÜ aufgeführten Zeichen oder von sonstigen Abzeichen, Emblemen und Wappen von öffentlichem Interesse darstellen
| **Verwendete Literatur und damit Literatur zur Vertriefung:** |
| +| **[Götting, Horst-Peter/ Hubmann, Heinrich:](GoettingGewRS)** Gewerblicher Rechtsschutz: Patent-, Gebrauchsmuster-, Geschmacksmuster- und Markenrecht; ein Studienbuch, 9. Aufl., München 2009, § 40.<br />**[Eisenmann, Hartmut/ Jautz, Ulrich:](EisenmannGewRSuUrhR)** Grundriss gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht: mit 55 Fällen und Lösungen, 9. Aufl., Heidelberg u.a. 2012, S. 86-90. <br />
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