Revision [ed3a984]
Letzte Änderung am 2013-01-02 23:13:41 durch ChristianeUri
ADDITIONS
### II. Eingetragene Marken
##### 1. Rechtsvoraussetzungen
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| +| **Markenfähigkeit i.S.v. § 3 MarkenG** (vgl. bereits ausführlich [hier](GewRS5MarkenFaehigkeit))
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| +| **a) Keine absoluten Schutzhindernisse i.S.v. § 8 MarkenG**
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| +| **b) Kein Plagiat einer notorisch bekannten Marke i. S. v. § 10 MarkenG**
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| +| **c) Keine relativen Schutzhindernisse i.S.v. § 9 MarkenG**
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**zu a) Absolute Schutzhindernisse, [**§ 8 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__8.html)**
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| +| **aa) Grafische Darstellbarkeit**
>>* Voraussetzung der grafische Darstellbarkeit (vgl. [**§ 8 Abs. 1 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__8.html)) für Registermarken = starke Einschränkung der Markenfähigkeit
>>* _Zweck:// Gewährleistung der Reproduzierbarkeit und damit Bestimmbarkeit des beanspruchten Schutzgegenstandes

>>* Frage nach der grafischen Darstellbarkeit und damit nach Bestimmtheitserfordernis, welches an eine Markeneintragung zu stellen sind, hat EuGH [_ EuGH _GRUR 2003, 145 – Sieckmann} dahingehend beantwortet,
>>>
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| +| „dass ein Zeichen, das als solches nicht visuell wahrnehmbar ist, eine Marke sein kann, sofern es insbesondere mit **Hilfe von Figuren, Linien oder Schriftzeichen grafisch dargestellt** werden kann und die **Darstellung klar, eindeutig, in sich abgeschlossen, leicht zugänglich, verständlich, dauerhaft und objektiv** ist.“
>> **Relevanz insbesondere im Bereich der neuen Markenformen!**
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| +| **bb) Fehlende (konkrete) Unterscheidungskraft**
>>* als Unterscheidungskraft wird die einer Marke innewohnende konkrete Eignung verstanden, vom Verkehr als Unterscheidungsmittel für die angemeldeten Waren/DL eines Unternehmens gegenüber solchen anderer Unternehmern aufgefasst zu werden
>> **≙ Hauptfunktion der Marke als Herkunftshinweis**

| Unterscheidungskraft |
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| +| **Abstrakte Unterscheidungskraft**, <br />[**§ 3 Abs. 1 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__3.html) | **Konkrete Unterscheidungskraft**, <br />[**§ 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__8.html)
| grds. Eignung vom Verkehr als Unterscheidungsmerkmal allgemein für Waren/DL verstanden zu werden --> vgl. bereits ausführlicher im Rahmen der [Markenfähigkeit](GewRS5MarkenFaehigkeit) | grds. Eignung vom Verkehr als Unterscheidungsmerkmal für die von der Anmeldung umfassten (d.h. konkret beanspruchten) Waren/DL verstanden zu werden (konkreter Produktbezug maßgeblich)
***Maßstab zur Beurteilung der konkreten Unterscheidungskraft**
>>* Rechtsprechung des BGH geht von einem großzügigen Maßstab bei der Beurteilung der konkreten Unterscheidungskraft aus, so dass bereits geringfügige Unterscheidungskraft genügt, um das Schutzhindernis des § 8 Abs. 1 Nr. 1 MarkenG zu überwinden [vgl. BGH GRUR 2008, 71 Rd. 21 &#8211; Fronthaube]
##### <span style="color:#084B8A">Auswirkungen auf die in der Praxis gängigen Markenformen:</span> **
>>
##### <span style="color:#084B8A">Wortmarken:</span>
>>* keine Eintragung für Begriffe, deren Inhalt für die betreffenden Waren eine im Vordergrund stehende Produktbeschreibung hat oder einen Hinweis auf deren Verwendungszweck enthält; Beispiele: &#8222;hautaktiv&#8220; für Körperpflegemittel&#8220;, &#8222;Schuhe&#8220;, vgl. auch BGHZ 167, 278 - FUSSBALL WM 2006
>>* nicht unterscheidungskräftig sind auch gebräuchliche Worte der Alltagssprache; Beispiele: &#8222;Kredit&#8220;, &#8222;Drogerie&#8220;, &#8222;Gesellschaft&#8220;
>>
##### <span style="color:#084B8A">Bildmarken:</span>
>>* naturgetreue Wiedergaben von Erzeugnissen, die &#8211; ohne individualisierbaren Bezug zu einem konkreten Unternehmen &#8211; nur Art und Gattung derartiger Produkte darstellen; Beispiele: Autofelge [BGH, GRUR 1997,527 - Autofelge], CD-Hülle ohne jedwede Originalität
>>* ferner einfache geometrische Formen wie Dreiecke, Kreise etc.
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| +| **cc) Freihaltebedürfnis**
>>* von der Eintragung ausgeschlossen sind Marken, die aus Zeichen oder Angaben bestehen, die im Verkehr zur Bezeichnung der **Art, der Beschaffenheit, der Menge, der Bestimmung, des Wertes, der geographischen Herkunft, der Zeit der Herstellung der Waren** oder der Erbringung der Dienstleistungen oder zur **Bezeichnung sonstiger Merkmale der Waren oder Dienstleistungen** dienen können
>>* **Ziel:** &#8222;glatt&#8220; (produkt-)beschreibende Angaben sollen nicht monopolisiert werden --> **Freihaltebedürfnis der Allgemeinheit**
>>* **ABER:** Prüfung auf Freihaltebedürfnis erfolgt ausschließlich in Bezug auf die konkret beanspruchten Waren/DL
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel:</span>** &#8222;hautaktiv&#8220; für Pflegeprodukte wäre freihaltebedürftig; für Wohnmobile dagegen wohl nicht
>> **<span style="color:#0B6121">Weitere Beispiel für nicht eintragbare Angaben:</span>**
>> **Bezeichnungen**
>>der **Art**: gefriergetrocknet, vakuumverpackt
>>der **Beschaffenheit**: Edelschliff für Messer, Make up für Kosmetikprodukte
>>der **Menge**: Liter, Pfund, Meter
>>der **Bestimmung**: Für&#8216;s Herz, Skipper für Boote
>>des **Wertes**: billig, preiswert
>>der **geographischen Herkunft**: Donau, Schwarzwald, Chiemsee
>>der **Zeit der Herstellung**: sonniger September für Wein
>> **sonstiger Merkmale**: Bonus
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| +| **dd) Im Verkehr übliche Zeichen**
>>* als Marken werden solche Bezeichnungen nicht eingetragen, die ausschließlich aus Zeichen oder Angaben bestehen, die im **allgemeinen Sprachgebrauch** oder in den **redlichen Gepflogenheiten** zur Bezeichnung der Waren/DL üblich geworden sind
>>* **Gattungsbezeichnungen** oder Zeichen, die zur Kennzeichnung der konkreten Waren/DL im Verkehr üblich geworden sind (ggf. ursprünglich unterscheidungskräftige Zeichen)
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiele für nicht eintragbare Gattungsbezeichnungen:</span>** Creme, Sirup, Sekt
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel für vormals eingetragene Marken, die nun als Gattungsbezeichnung gelten:</span>** Fön für Haartrockner, Tempo für Papiertaschentücher (Wortmarke), Walkman für tragbare Wiedergabegeräte)
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| +| **ee) Zeichen mit täuschendem Charakter**
>>* als Marken werden solche Bezeichnungen nicht eingetragen, die geeignet sind, dass Publikum insbesondere im Hinblick auf Art, Beschaffenheit oder geographische Herkunft der Waren/DL zu täuschen
>>= Schnittstelle zum Wettbewerbsrecht, entspricht Irreführungsverbot §§ 3, 5 UWG
>>* Schutzhindernis erfordert Täuschungseignung des Zeichens
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel für irreführende Beschaffenheitsangabe:</span>** Stierbild für Kunstleder
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel für irreführende Herkunftsangabe:</span>** Columbia für deutsches Mehl
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| +| **ff) Verstoß gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten oder zur Wahrung sonstiger öffentlicher Interessen**
>>* als Marken werden solche Bezeichnungen nicht eingetragen, die entweder gegen die öffentliche Ordnung, die guten Sitten verstoßen oder inländische staatliche Hoheitszeichen oder amtliche Prüf- oder Gewährzeichen verletzen
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel für Verstoß gg. gute Sitten:</span>** &#8222;Schlüpferstürmer&#8220;, &#8222;Schenkelspreitzer&#8220;, mithin &#8222;grobe&#8220; Geschmacklosigkeiten
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| +| **gg) Bösgläubige Anmeldung**
>>* als Marken werden solche Bezeichnungen nicht eingetragen, die bösgläubig, d.h. rechtsmissbräuchlich angemeldet worden sind
>>* **<span style="color:#0B6121">Beispiel für Verstoß gg. gute Sitten</span>** Anmeldung der Marke VW durch offensichtlich Nichtberechtigten
**hh) Überwindung absoluter Schutzhindernisse der § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 3 MarkenG**
>>* die absoluten Eintragungshindernisse nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 3 MarkenG können dadurch überwunden werden, dass die angemeldete Marke aufgrund von Benutzung sich innerhalb der_ **beteiligten Verkehrskreise durchgesetzt** _hat, und zwar zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Eintragungsfähigkeit , vgl. [**§ 8 Abs. 3 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__8.html)
>>>* **_ Beteiligte Verkehrskreise _** = Mitbewerber, Händler, Abnehmer im Bundesgebiet
>>>* **_ Verkehrsdurchsetzung _** erfordert, dass das Zeichen aufgrund von kennzeichenmäßiger Verwendung für die betreffenden Waren/DL von einem wesentlichen Teil der angesprochenen Verkehrskreise einem bestimmten Unternehmen zugeordnet wird

>>> **Bewertungskriterien des EuGH [EuGH GRUR 2006, 1022 &#8211; Wicklerform]:**
>>>>* Marktanteil, Intensität, geographische Verbreitung, Dauer der Benutzung, Werbeaufwand und Anteil der angesprochenen Verkehrskreise
>>>>* keine allgemeingültigen prozentualen Werte festgelegt, nach Auffassung des BGH liegt die Untergrenze jedoch bei 50 % Verkehrsbekanntheit
>> **--> es gilt der Beibringungsgrundsatz**
**<span style="color:#0B6121">Beispiele für eingetragene Marken dank Verkehrsdurchsetzung:</span>**
>>* Farbmarke &#8222;Rot&#8220; für Looseblattsammlungen des Beck-Verlags
>>* Wortmarke &#8222;Vorsprung durch Technik&#8220;
>> **Aber:** keine Eintragung der Bezeichnung POST für Postdienstleistungen; trotz 86 % Verkehrsdurchsetzung --> Verhinderung eines faktischen Monopols für die Deutsche Post
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**zu b) Kein Plagiat einer notorisch bekannten Marke i. S. v. § 10 MarkenG**
>>* von der Eintragung ausgeschlossen ist eine Marke, die mit einer im Inland notorisch bekannten Marke (§ 4 Nr. 3 MarkenG) mit älterem Zeitrang identisch oder ähnlich ist
>>* Zurückweisung erfolgt von Amts wegen (§ 37 Abs. 4 i.V.m. [**§ 10 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__10.html)), wenn Notorität amtsbekannt ist und die Voraussetzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 1, 2 oder 3 MarkenG vorliegen
**= betrifft Fälle der offenkundigen Markenpiraterie**
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**zu c) Keine relativen Schutzhindernisse i.S.v. § 9 MarkenG**
>>* Prüfung der relativen Schutzhindernisse erfolgt nicht von Amts wegen, sondern nur aufgrund eines Widerspruchs ([**§ 42 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__42.html)) oder einer Nichtigkeitsklage (Löschungsklage nach [**§ 51 Abs. 1 S. 1 MarkenG**](http://www.gesetze-im-internet.de/markeng/__51.html))
>>* Voraussetzung ist damit, dass Dritte Recht geltend machen
| Unterscheidungskraft |
| +
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| +| **Nr. 1** | **Nr. 2** | **Nr. 3**
| **Identitätsschutz** | **Verwechslungsschutz** | **Bekanntheitsschutz**
| Identisches Zeichen für identische Waren/DL | Verwechslungsgefahr aufgrund Identität od. Ähnlichkeit zw. Waren/DL und zw. Marken (Wechselwirkungsverhältnis) | Aufgrund hohen Bekanntheitsgrad der älteren Marke selbst Schutz gegen Beanspruchung unähnlicher Waren/DL
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##### Exkurs: Verwechslungsgefahr
>>* zentraler Rechtsbegriff (insbesondere auch bei der Bestimmung des Schutzumfangs
| |
| +| **EuGH (WRP 1999, 806 &#8211; Lloyd Schuhfabrik Meyer):**<br />&#8222;Verwechslungsgefahr im Sinne von Artikel 5 Abs. 1 Lit. b der Richtlinie (MarkenRL) dann vor, wenn die Öffentlichkeit glauben könnte, dass die betreffenden Waren oder Dienstleistungen aus demselben Unternehmen oder gegebenenfalls aus wirtschaftlich miteinander verbundenen Unternehmen stammen.&#8220;
>>* amtliche/gerichtliche Überprüfung erfolgt unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls
>>* Wechselwirkung zwischen Grad der Marken, Grad der Ähnlichkeit der gekennzeichneten Waren/DL sowie der Kennzeichnungskraft der älteren Marke (vgl. BGH v. 05.02.2009, Az. I ZR 167/06 &#8211; Metrobus)_ Fallgruppen: //
>>>Markenidentität und Produktähnlichkeit
>>>Markenähnlichkeit und Produktidentität
>>>Markenähnlichkeit und Produktähnlichkeit

>>* bei Beurteilung ist vom informierten Durchschnittsverbraucher auszugehen
| **Verwendete Literatur und damit Literatur zur Vertriefung:** |
| +| **[Eisenmann, Hartmut/ Jautz, Ulrich:](EisenmannGewRSuUrhR)** Grundriss gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht: mit 55 Fällen und Lösungen, 9. Aufl., Heidelberg u.a. 2012, S. 106-116. <br />**[Götting, Horst-Peter/ Meyer, Justus/ Vormbrock, Ulf:](GoettingGewRSuWettbR)** Gewerblicher Rechtsschutz und Wettbewerbsrecht: Praxishandbuch, Baden-Baden 2011, § 22 Rdnrn. 127-281<br />
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