Revision [e33b826]
Letzte Änderung am 2017-05-04 15:31:04 durch Jorina Lossau
ADDITIONS
### Fallprüfung
Für die Lösung von Fällen im internationalen Privatrecht bietet sich folgendes Prüfungsschema an:
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| +| **I. Lebenssachverhalt mit Auslandsberührung**<br />**II. Vorrang vereinheitlichten Sachrechts (z.B. UN-Kaufrecht)**<br />**III. Ermittlung der maßgeblichen Kollisionsnormen**<br /> 1. Vorrang von Kollisionsnormen des europäischen Gemeinschaftsrechts, vgl. Art. 3 Nr. 1 EGBGB<br /> 2. Internationale kollisionsrechtliche Abkommen, vgl. Art. 3 Nr. 2 EGBGB<br /> 3. Kollisionsnormen des autonomen Rechts (insbesondere EGBGB, aber auch ungeschriebene Kollisionsnormen)<br />**IV. Anwendung der Kollisionsnorm**<br /> 1. Abgrenzung und Auslegung des in der Kollisionsnorm enthaltenen Systembegriffs im Einzelfall<br /> 2. Qualifikation = Subsumption des Lebenssachverhalts oder einer Rechtsfrage unter den Anknüpfungsgegenstand der Kollisionsnorm (Zuordnung der konkreten Rechtsfrage zu dem in der Kollisionsnorm beschriebenen Systembegriff)<br /> 3. Ermittlung des Anknüpfungspunktes (-moments,-subjekts,-zeitpunkts)<br /> a) Besteht eine zulässige Rechtswahl (subjektive Anknüpfung)?<br /> b) Wenn (-), welcher ist der maßgebliche objektive Anknüpfungspunkt?<br />**V. Rechtsfolge der Kollisionsnorm: Welcher Bereich welcher Rechtsordnung (Statut) wird durch diesen Anknüpfungspunkt zur Anwendung berufen?**<br /> 1. Verweisung auf das eigene Recht<br /> 2. Verweisung auf ausländisches Recht<br /> a) Sachnormverweisung (vgl. Art. 3a Abs. 1 EGBGB), weiter bei VI.<br /> b) Gesamtverweisung (vgl. Art. 4 Abs. 1 S. 1 EGBGB), Verweisung auf ausländisches IPR<br /> aa) Ermittlung der maßgeblichen Kollisionsnormen, Qualifikation nach den Vorstellungen der ausländischen Rechtsordnung<br /> bb) Ermittlung des Verweisungsziels<br /> (1) Verweisung auf das eigene Recht (Annahme der Verweisung), weiter bei VI.<br /> (2) Rückverweisung auf deutsches Recht, Art. 4 Abs. 1 S. 2 EGBGB, Sachnormverweisung-> Anwendung deutschen Sachrechts<br /> (3) Verweisung auf ein drittes Recht, weiter bei V.2., beachte aber die Theorien zum Abbruch der Verweisung<br /> 3. Verweisung auf das Recht von Mehrrechtsstaaten, Ergänzung der Verweisung durch Unteranknüpfung, Art. 4 Abs. 3 EGBGB, Art. 22 Abs. 1 Rom I-VO. Wenn kein interlokales oder interpersonales Recht vorhanden: Anknüpfung nach Art. 4 Abs. 3 S. 2 EGBGB<br /> 4. Im Internationalen Familien- und Erbrecht: Vorrang des Einzelstatuts (lex rei sitae) vor dem Gesamtstatut, Art. 3a Abs. 2 EGBGB<br />**VI. Anwendung des Sachrechts der berufenen Rechtsordnung**<br /> 1. Ermittlung des ausländischen Rechts (§§ 293 ZPO, 12 FGG)<br /> 2. Prüfung, ob das Sachrecht Vorfragen aufwirft bzw. ob das IPR für Teilfragen Sonderanknüpfungen vorsieht<br /> 3. Prüfung von Auslandserfüllung oder Substitution<br /> 4. Ist eine Anpassung im Falle von Normenmangel, Normenhäufung, Normenwiderspruch erforderlich?<br /> 5. Ist eine Transposition eines dem anwendbaren Sachrecht unbekannten Rechtsinstituts notwendig?<br />**VII. Schranken der Anwendung im Einzelfall, Kontrolle durch die Gerichte**<br /> 1. Bestehen einer Gesetzesumgehung (fraus legis)<br /> 2. Unvereinbarkeit der ermittelten Rechtsnorm mit dem deutschen ordre public (Art. 6 EGBGB) im Einzelfall bei hinreichendem Inlandsbezug<br /> 3. Art. 40 Abs. 3 EGBGB im Deliktsrecht<br /> 4. Anwendung von Eingriffsnormen und Sonderanknüpfungen (international zwingende deutsche Sachnormen, Bsp.: Art. 9 Rom I-VO für vertragliche Schuldverhältnisse) <br />
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